Spendenbericht 2025: Rekordbeteiligung, stabile Milliarde und Trends

Österreich bleibt ein Land der gelebten Solidarität. Der Blick auf das Spendenjahr 2024 zeigt ein eindrucksvolles Bild: Das Spendenaufkommen erreichte erneut 1,07 Milliarden Euro – damit bleibt die Milliardengrenze zum dritten Mal in Folge überschritten. Gleichzeitig erreichte die Spendenbeteiligung mit 79 % einen historischen Höchststand. Noch nie zuvor haben so viele Menschen in Österreich gespendet.

Trotz leichter Einbußen im Gesamtvolumen – ein Minus von lediglich 0,5 % – zeigt sich die österreichische Spendenkultur damit ausgesprochen widerstandsfähig. Und mehr denn je wird sichtbar, was Menschen bewegt, wofür sie geben und wie sich die Prioritäten verschieben.

Grafik Spendenaufkommen Spendenbericht 2025

Spendenvolumen bleibt stabil – große Veränderungen innerhalb des Sektors

Die leichte Abnahme im Spendenvolumen ist vor allem vor dem Hintergrund der Inflation zu verstehen: Zwar verlieren Spenden real an Wert, doch die Bereitschaft zu geben bleibt weiterhin bemerkenswert hoch. Gleichzeitig zeigt sich innerhalb des Sektors eine deutliche Umverteilung. Während große Organisationen – also die Top 50 – durchschnittlich vier Prozent einbüßten, konnten mittelgroße NPOs deutlich zulegen: Organisationen auf den Rängen 51 bis 100 verzeichneten ein Wachstum von 5,2 Prozent, jene im Bereich 101 bis 150 sogar von 7,7 Prozent. Kleinere Organisationen hingegen mussten teils deutliche Verluste von bis zu 9 Prozent hinnehmen. Diese Entwicklung macht sichtbar, dass vor allem jene mittelgroßen Organisationen profitieren konnten, die ihre Fundraisingstrukturen in den vergangenen Jahren gezielt professionalisiert haben.

Auch bei den Spendenzwecken verschieben sich die Prioritäten weiter. Der größte Anteil entfiel mit 29,5 Prozent auf Soziales, Gesundheit und Behinderung, gefolgt von internationaler Hilfe mit 23 Prozent, die jedoch zwei Prozentpunkte verlor. Forschung und Universitäten lagen bei 15 Prozent, während Umwelt- und Tierschutz mit 12,5 Prozent erneut zulegen konnten. Der Bereich Kinder verzeichnete ein leichtes Plus von einem Prozent. Insgesamt zeigt sich damit ein klarer Trend: Während internationale Hilfe an Bedeutung verliert, rücken Umwelt-, Tierschutz- und Inlandsprojekte stärker in den Fokus der Spendenden.

Unser Spendenbericht zeigt: 79 % aller Menschen über 15 Jahren spendeten 2024 – ein Plus von 7 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch der durchschnittliche Spendenbetrag erreichte mit 142 Euro einen neuen Spitzenwert.

Regional führen die westlichen Bundesländer: Salzburg, Tirol und Vorarlberg erreichen eine Beteiligung von 88 % und eine außergewöhnlich hohe Durchschnittsspende von 202 Euro.

Besonders beliebt bleiben klassischere Wege wie Erlagschein und Sachspenden (41 %), doch digitale Kanäle – QR-Codes, Online- und mobile Spenden – wachsen kontinuierlich.

Die Daten zeigen zudem eindeutig: Die mittleren Einkommensklassen tragen den größten Anteil am österreichischen Spendenaufkommen. Unter den lohnsteuerpflichtigen Spendenden stammen knapp 70 % aller abgesetzten Spenden von Personen mit einem Jahreseinkommen zwischen 19.134 € und 62.080 €. Auch bei den Einkommenssteuerzahler:innen liegt die stärkste Spendenleistung in der mittleren Klasse – gefolgt von höheren Einkommensgruppen, die dennoch deutlich weniger zum Gesamtvolumen beitragen.

Wofür Österreich am häufigsten spendete – und was Menschen motiviert

Das Spendenverhalten 2024 wurde maßgeblich durch die Hochwasserkatastrophe in Ostösterreich geprägt. Das Ereignis löste eine enorme Welle der Solidarität aus- Über die ORF-Initiative ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH wurden 26,5 Millionen Euro gesammelt. Damit war die Inlandskatastrophenhilfe erstmals gleichauf mit Kinder- und Tierschutz – traditionell die beliebtesten Kategorien.

Die beliebtesten Spendenzwecke 2024 waren:

  • Tiere (33 %)
  • Kinder (32 %)
  • Inländische Katastrophenhilfe (30 %)
  • Obdachlosigkeit (24 %)
  • Bekämpfung des Hungers in der Welt (18 %)

In Niederösterreich und dem Burgenland zeigte sich der Einfluss des Hochwassers besonders deutlich – jede:r zweite Spendende unterstützte dort die Katastrophenhilfe.

Was die Menschen bewegt: Die wichtigsten Spendenmotive

Was Menschen zum Spenden bewegt, zeigt unser Bericht sehr deutlich: Am stärksten wirken persönliche Geschichten – 67 % der Spendenden geben an, dass Einzelschicksale für sie ausschlaggebend sind. Fast ebenso wichtig ist die Sicherheit, dass Spenden wirklich ankommen (66 %), gefolgt von Mitgefühl und Betroffenheit (65 %) sowie einem ausgeprägten Sinn für Solidarität (63 %). Auch die Klarheit darüber, wofür eine Organisation steht und welchen konkreten Unterschied sie macht, spielt eine entscheidende Rolle (61 Prozent). Diese Ergebnisse unterstreichen, wie bedeutend eine transparente Kommunikation, nachvollziehbare Wirkungsdarstellung und emotionale Anknüpfungspunkte für NPOs im Fundraising-Alltag geworden sind.

Gleichzeitig verändert sich die Art des Gebens: Regelmäßige Spenden gewinnen spürbar an Gewicht. Der Anteil jener, die systematisch spenden, ist erstmals deutlich gestiegen und liegt nun bei 28 % – ein Plus von sechs Prozentpunkten. 53 % spenden anlassbezogen, während 18 % beide Wege kombinieren. Besonders wertvoll für Organisationen sind die regelmäßigen Unterstützer:innen: Sie geben im Durchschnitt 178 Euro pro Jahr und damit deutlich mehr als anlassbezogene Spender:innen, die auf 103 Euro kommen.

Spendenbericht 2025

Fazit: Österreichs Spendenlandschaft zeigt beeindruckende Stärke

Österreich gehört weiterhin zu den großzügigsten Ländern weltweit – und das nicht nur im Volumen, sondern vor allem in der Breite des Engagements. Viele Menschen geben regelmäßig kleine Beträge – und genau diese breite Basis macht das Spendenwesen so stabil. Gleichzeitig wird sichtbar, wie flexibel und kontextsensibel die Menschen in Österreich spenden: Akute, lokale Ereignisse bewegen sie besonders, während internationale Krisen zunehmend in den Hintergrund treten.

Für NPOs bedeutet das: Transparenz, Klarheit, Emotion und digitale Zugänge werden immer wichtiger – ebenso wie die Pflege langfristiger Beziehungen.

Mehr Zahlen, Daten und Fakten zum Spendenwesen 2024 und darüber hinaus finden Sie in unserem aktuellen Spendenbericht:

Das könnte Sie auch interessieren:

Inhalt

Am Laufenden bleiben