Interesse am gemeinnützigen Testament vor Allerheiligen groß

Wien, 23.10.2025. Laut Umfrage (2.000 Befragte) von „Vergissmeinnicht – Die Initiative für das gute Testament“ herrscht in ganz Österreich großer Informationsbedarf beim Thema Erben. Fast 60% der Bevölkerung fühlen sich wenig bis gar nicht über das Erbrecht informiert. Vor allem vor Allerheiligen steigt die Nachfrage sowohl bei den heimischen Notariaten als auch bei „Vergissmeinnicht“. Die Initiative kommt seit 2012 dem wachsenden Interesse an testamentarischen Spenden mit neutralen Informationen entgegen. In dieser Zeit ist das Aufkommen an Testamentsspenden in Österreich auf zuletzt 115 Mio. angewachsen. Die Mittel bilden eine unverzichtbare Stütze bei der Finanzierung gemeinnütziger Anliegen, wie humanitäre Hilfe, Bildung, Tierschutz oder Kultur. Heute sagen gemeinnützige Organisationen am Friedhof Südwest dafür im Gedenken an ihre Testamentsspender symbolisch Danke.

Laut Studie der gemeinnützigen Initiative „Vergissmeinnicht“ in Kooperation mit der Notariatskammer herrscht bundesweit großer Nachholbedarf beim Thema Testament: Nach wie vor haben nur 31% der über 40-jährigen mit einem Testament vorgesorgt. Wien liegt mit 30% knapp unter dem Durchschnitt. Spitzenreiter bei der Testamentsverbreitung ist Kärnten mit 40%, Schlusslicht Tirol mit nur 24%. Der Informationsbedarf ist in ganz Österreich groß: Nur drei von zehn Personen wissen über die gesetzliche Erbfolge Bescheid, noch weniger (zwei von zehn) sind über die Formvorschriften bei fremdhändig verfassten Testamenten informiert. Deshalb kommt es jedes Jahr zu zahlreichen Fällen, in denen der letzte Wille Verstorbener nicht erfüllt werden kann, weil ein inhaltlich fehlerhaftes oder den gesetzlichen Bestimmungen widersprechendes Testament vorliegt. „Vergissmeinnicht“ empfiehlt daher die Möglichkeit eines kostenlosen Erstgesprächs in einem Notariat in Anspruch zu nehmen.

Notar Mag. Clemens Fritsch aus Wien weiß aus der Praxis: „Der Gedanke an das eigene Lebensende löst bei vielen Menschen verständlicherweise zunächst Ängste und Unsicherheiten aus. Doch sobald der Nachlass gemeinsam besprochen und der letzte Wille klar formuliert ist, stellt sich meist spürbare Erleichterung ein. Gerade jetzt, in der Zeit rund um Allerheiligen, verzeichnen wir in den Notariaten ein besonders großes Interesse. Das zeigt, dass sich viele Menschen bewusst mit der Frage auseinandersetzen, was nach ihrem Ableben mit ihrem Vermögen geschehen soll.“

Jeder zehnte Spendeneuro in Österreich aus einem Testament

Angesichts des demographischen Wandels hin zu mehr kinderlosen Menschen und Einpersonen-Haushalten stellt sich für immer mehr Menschen die Frage, was mit ihrem Vermögen nach dem Ableben geschehen soll. Zudem werden sich die vererbten Mittel laut Prognosen bis 2050 von derzeit 21,5 Mrd. € jährlich auf fast 41 Mrd. € verdoppeln – vor allem, weil die Vermögenswerte der Baby-Boomer-Generation vererbt werden. Wer selbst über die Aufteilung entscheiden möchte, sollte ein Testament errichten lassen – wenn keine natürlichen Erb:innen existieren und kein Testament vorliegt, fällt das Vermögen automatisch an den Staat. Allein 2024 erbte der Staat auf diesem Weg 18,6 Mio. € im Rahmen erbloser Nachlässe.

„Eine wachsende Personenzahl entscheidet sich dafür, einen Teil ihres Vermögens gemeinnützigen Einrichtungen zu hinterlassen. Diese Spendenform liegt international im Trend und auch in Österreich ist das Aufkommen im Vorjahr auf 115 Mio. gestiegen – über 10% aller Spenden in Österreich“, gibt Ruth Williams, Geschäftsführerin Fundraising Verband Austria, im Rahmen eines Pressegesprächs Einblick.

Interesse am Vermächtnis für den guten Zweck stark gewachsen

Österreichweit können sich mittlerweile 18 von 100 Personen über 40 Jahre vorstellen, den gesamten Nachlass einmal gemeinnützigen Einrichtungen zu vermachen – um 40% mehr als noch 2018. In der Bundeshauptstadt Wien ist sogar mehr als jede fünfte Person offen für diese Spendenform. Bei einem Vermächtnis für den guten Zweck (Teil der Erbschaft) ist der Zuspruch mit 23% noch deutlich größer – am höchsten ist die Bereitschaft in Vorarlberg mit 29%, gefolgt von Wien mit 25%.

Unverzichtbare Mittel für gemeinnütziges Wirken

Erbschaften finanzieren sowohl laufende NPO-Projekte als auch völlig neue Hilfsangebote und entfalten ihre Wirkung quer über alle gemeinnützigen Bereiche – u.a. im Einsatz für gelebte Inklusion, wie Mario Thaler, Geschäftsführer Licht ins Dunkel – seit 2025 ebenfalls Mitglied der Initiative „Vergissmeinnicht“, unterstreicht: „Bei den allermeisten Verlassenschaften kennen und vertrauen uns die Erblasser und knüpfen die Spende an keinen bestimmten Zweck. Damit ist es uns möglich, das Geld dort einzusetzen, wo es am dringendsten benötigt wird. Der Anteil der Testamentsspenden bei LICHT INS DUNKEL beträgt zwischen 5 und 10% der jährlichen Spendensumme und stellt einen wichtigen Beitrag zum Erreichen einer inklusiven Gesellschaft für Menschen mit Behinderungen und für sozial Schwächere dar.“

Beweggründe einer Testamentsspenderin von Greenpeace

Der Wunsch, auch nach dem Ableben etwas Gutes tun zu können, ist laut Studie der zentrale Beweggrund für eine Testamentsspende (56% Zustimmung), gefolgt vom persönlichen Bezug einer bestimmten Organisation (38%). Diese beiden Motive waren auch für Susanne Roidl, Testamentsspenderin von Greenpeace, sehr wichtig: „Ich habe immer schon sehr viel für Menschen, Tiere und Umwelt getan. Was ich erschaffen habe, soll dem zugutekommen, was mir am Herzen liegt. Dank Organisationen wie Greenpeace sieht die Zukunft unserer Erde besser aus. Ich kann nur empfehlen, das kostenlose Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen. Das hat mir bei meiner Entscheidung für eine Testamentsspende sehr geholfen.“

Insgesamt schlägt das Herz der Testamentsspender:innen in Österreich vor allem für die Bereiche Tierschutz, Umweltschutz sowie Gesundheit, Pflege und Soziales. Tendenziell werden moderate Vermögen zwischen 50.000 und 100.000 € vererbt. Zu über 90% stammen die bereits geleisteten Testamentsspenden von alleinstehenden und kinderlosen Personen. Daneben zeigt sich laut „Vergissmeinnicht“ aber immer stärker der Trends, dass sich auch Menschen mit Nachkommen bewusst als Familie dafür entscheiden, einen Teil des Vermögens bestimmten gemeinwohlorientierten Organisationen zu vermachen.

Über die Initiative „Vergissmeinnicht“

Rund 100 Mitglieder-Organisationen aus den Bereichen Soziales, Tier- und Umweltschutz bis hin zur Kulturförderung sind Teil von Vergissmeinnicht. Sie verbindet die Überzeugung, dass man mit einem Vermächtnis für den guten Zweck nachhaltig positive Spuren hinterlassen kann. Mit einem umfassenden Serviceangebot (u.a. Erbrechtsratgeber, digitaler Testamentsrechner, Notarvideos) und kostenlosen Veranstaltungen klären sie in Kooperation mit der Notariatskammer seit 2012 über das Erbrecht auf und informieren, was beim Wunsch nach einer Testamentsspende beachtet werden sollte.


Weitere Information
www.vergissmeinnicht.at

Gemeinschaftsfotos von der Erinnerungsveranstaltung am Friedhof Südwest gibt es am 23.10. ab ca. 18 Uhr in dieser Galerie (Passwort: VGMN_2025!). © Thomas Meyer

Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker, Pressearbeit Fundraising Verband Austria,
M: 0676 / 4214706, E: presse@fundraising.at

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